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„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“, Primo Levi (1919-1987)

Liebe Kolleginnen und Kollegen in der Erinnerungs- und Gedenkarbeit,

endlich haben wir es geschafft:  Unsere neue Website ist nun online! Allen widrigen Umständen zum Trotz liegen nun Gerüst und Basis für die Darstellung unserer Arbeit vor. Damit ist jedoch keineswegs die Arbeit abgeschlossen. Eine Website, die nicht ständig ‚in Bewegung‘ ist, taugt wenig. Die sich im Umbruch befindliche Erinnerungs- und Gedenkkultur und die vielen Hinweise und Ergebnisse von Forschung, Erfahrung und aktueller Berichterstattung müssen fortlaufend dargestellt und aktualisiert werden.

Menschen, die noch persönliche Erfahrungen beisteuern können, werden selten. Ihre Nachkommen haben oft mehr Fragen als Antworten. Und auch die wollen wir natürlich finden. Dazu kommen die Veränderungen durch die Transformation in den Medien. Facebook, Instagram, YouTube und andere Kommunikationskanäle werden zukünftig auch bei uns an Bedeutung gewinnen, wollen wir Zugang zu jüngeren Generationen erhalten. Fiktionale Formen, wie z.B. Spielfilme, treffen den Nerv der Jüngeren. Sie treffen auf eine hohe Affinität zur Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus.

Diese belegt auch die Memo-Studie 2023 der Universität Bielefeld. Erinnerung soll hier bedeuten, sich bewusst machen, was in den Jahren 1933 bis 1945 geschehen ist: welches Leid die Menschen, die zu Opfern wurden, erleiden mussten. Erinnerung heißt, die damaligen Ereignisse konsequent zu erforschen, wissenschaftlich zu dokumentieren und der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Das ist die Basis für unser zweites Aufgabengebiet, das Gedenken. Gefordert sind hier Empathie und Sachlichkeit, Sensibilität gegenüber den Nachfahren und die Einsicht, dass die Täter aus der Mitte der Gesellschaft kamen.

Erinnern und Gedenken sind allerdings auch kein Selbstzweck, losgelöst vom tagesaktuellen Geschehen. Dem Erinnern und Gedenken müssen eine weitere, eine dritte Dimension folgen, die in Gegenwart und Zukunft weist. Dies ist das eigentliche Vermächtnis der Zeitzeugen der ersten Generation, dass wir in unsere Verantwortung übernommen haben.

Eine weitere Aufgabe ist darin zu sehen, weitere Orte, Erinnerungsorte zu erhalten und zu pflegen. Pädagogische Konzepte müssen landesweit erarbeitet werden, um die Voraussetzungen für unsere Mitglieder zu schaffen, auch Denkmale pädagogisch zu inszenieren. Dass es auch heute noch viele Themen und Orte neu zu erarbeiten sind, zeigen die in jüngerer Zeit  erst „entdeckten“ bzw. wiederendeckten Synagogen in Dahn und Freinsheim sowie bislang nicht umfassend bearbeitete Themen wie das der Zwangsarbeit. Zu alledem kommen die Fragen nach der Zeit der frühen Bundesrepublik, wo viel zu viele Täter erneut in Amt und Würden reüssierten und Opfer weiterverfolgt wurden und dies bis in die neuere Zeit.

Neue Aufgaben stellen sich zudem durch innovative Instrumente wie die künstliche Intelligenz. Digitale Formate eröffnen dabei auch neue Chancen. So kann die Generation der Zeitzeugen durch bild- und tongebende Verfahren dem Betrachter und Zuhörer Rede und Antwort stehen. Fast wie im echten Leben. Virtuell Reality hält auch bei uns ihren Einzug. Wir bleiben am Ball. Sachkundige Unterstützung ist jederzeit willkommen!

 

 

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Franz-Josef Ratter, Vorsitzender

kontakt@erinnern-gedenken-rlp.de

 

 

 

 

 


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